Differentielle Prozesse und Ergebnisse stationärer & teilstationärer Psychotherapie am Beispiel der schweren Bulimia Nervosa - eine randomisiert-kontrollierte Studie
Final Report Abstract
Sowohl eine stationäre als auch eine tagesklinische Psychotherapie erweisen sich bei der Behandlung schwer bulimischer Patienten als hocheffektiv. Es kommt im Verlauf einer ca. dreimonatigen, multimodalen Therapie zu einer deutlichen Reduktion sowohl allgemeiner, als auch spezifischer Psychopathologie. Die Effekte einer tagesklinischen Behandlung scheinen vor allem im Bereich spezifischer Pathologie höher zu sein. Es kommt in den 12 Monaten nach Entlassung im Durchschnitt noch zu weiteren Verbesserungen bulimischer Symptome, während stationär behandelte Patienten ihr Ergebnis halten oder sich tendentiell wieder verschlechtern. Zum Zeitpunkt ein Jahr nach Entlassung ist die tagesklinische Behandlung der stationären überlegen, was die Reduktion von Essanfällen angeht. Bezüglich einer Beeinflussung der allgemeinen Psychopathologie und der sozialen Integration zeigen sich keine Unterschiede in der Wirksamkeit beider Settings. Der Verlauf der spezifischen Selbstwirksamkeitserwartung (einem möglichen Mediator des Therapieerfolgs), zeigen nur auf einer Skala Unterschiede zwischen den Settings: die Erwartung, mit zwischenmenschlichen (interaktionellen) Problemen ohne bulimisches Verhalten zurechtzukommen, bessert sich bei stationärer Behandlung zunächst etwas stärker, zeigt aber im Zeitraum zwischen Entlassung und 3-Monats-Katamnese dann signifikante Verlaufsunterschiede in die entgegengesetzte Richtung: sie nimmt nach tagesklinischer Therapie weiter zu, während sie nach stationärer Behandlung ("Konfrontation mit der Realität außerhalb der Klinik") wieder abnimmt. Die kann als ein Hinweis auf eine bessere Bewältigung der "Übergangsphase" nach Entlassung durch tagesklinisach behandelte Patienten gesehen werden, auf welche auch eine Zufriedenheitsbewertung hinweist. Die Studie erfordert eine Replikation, gibt aber erste Hinweise auf eine Überlegenheit tagesklinischer gegenüber stationärer Psychotherapie in der Behandlung schwer beeinträchtigter bulimischer Patienten.