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Allosterische Kernregion muskarinischer Acetylcholinrezeptoren: Nutzung durch agonistische Dual-Liganden und Rolle für Rezeptoraktivierung

Fachliche Zuordnung Pharmazie
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 123965142
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unsere Voruntersuchungen an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren vom Subtyp M2 und die jüngst publizierten Kristallstrukturen von diesem und anderen G Proteingekoppelten Rezeptoren (GPCR) zeigen, dass die Bindungstasche für den endogenen Botenstoff zwei „Etagen“ hat. Der Botenstoff tritt zunächst in einen oberflächlich gelegenen Vorraum („allosterisches Vestibül“) ein, um dann in die Tiefe der Bindungstasche zu gelangen und von dieser orthosterischen Position aus den Rezeptor zu aktivieren. Das Projekt hatte zum Ziel: erstens, Entwurf und Synthese von Substanzen zur gleichzeitigen, überlappenden Besetzung beider Etagen („dualsterische“ Liganden) und, zweitens, deren Nutzung als molekulare Sonden zur Erkundung und gezielten Modulation der Rezeptorfunktion. Die neuen Wirkstoffe sind modular aufgebaut aus drei Teilen: orthosterische Rezeptor-Aktivatoren mit unterschiedlicher Fähigkeit zur Rezeptoraktivierung, Alkyl-Zwischenketten verschiedener Länge, nicht zur Rezeptoraktivierung befähigte allosterische Bausteine unterschiedlicher Raumfüllung und Bindungsaffinität. Als modellhaft ausgewählter GPCR diente der muskarinische M2-Acetylcholinrezeptor, weil für diesen umfangreichste Erfahrungen zur Wechselwirkung zwischen unverbundenen orthosterischen und allosterischen Wirkstoffen vorliegen. Eine breite Palette von Messmethoden erlaubte es, die Rezeptor-induzierte Aktivierung unterschiedlicher Signalwege zu erfassen. In diesem Rahmen wurde ein neues, Großgerät-basiertes Verfahren zur Erfassung der Gesamtantwort lebender Zellen erstmals eingehend validiert. Mittels optischer Sensoren wird in Echtzeit die Testsubstanz-induzierte Änderung der Zelldichte registriert, welche im Gefolge von Veränderungen der Zellform und der Verteilung intrazellulärer Bestandteile auftritt (EPIC® Dynamic Mass Redistribution assay). Das Projekt führte zu grundlegend neuen Entdeckungen und Einsichten: Mittels geeigneter orthosterischer Agonistbausteine ist es möglich, den M2-Rezeptor stärker zu aktivieren als durch den körpereigenen Botenstoff: „Superagonismus“. Die „Konstriktion“ des allosterischen Vestibüls ist Voraussetzung für eine uneingeschränkte Signalwegsaktivierung. Mittels maßgeschneiderter dualsterischer Aktivatoren ist das Muster der Signalwegsaktivierung gezielt modulierbar. Erstmals konnte mittels dualsterischer Wirkstoffe für die GPCR-Superfamilie eine neue Form des Partialagonismus gezeigt werden: „dynamische“ Ligandbindung, d.h. ein strukturabhängiger und damit molekular einstellbarer stochastischer Wechsel zwischen aktiven und inaktiven Wirkstoff-Bindepositionen am Rezeptor.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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