Antiochia am Orontes - Erster umfassender topographischer Stadtplan als Grundlage archäologischer Forschungen
Final Report Abstract
Antiochia am Orontes (Antakya/Türkei) ist von der archäologischen und bauhistorischen Forschung weitgehend ignoriert worden. In den Jahren 1932-1939 hat unter der Leitung der Princeton Universität eine amerikanisch-französische Unternehmung stattgefunden, die sich auf die Ausgrabungen von fundreichen Komplexen (vor allem solche mit Mosaiken) konzentrierte und die drängenden Fragen zu Topographie, Städtebau und Baugeschichte weitgehend ausgeklammert hat. Die Antragsteller haben in den Jahren 2004 bis 2008 ein Projekt mit dem Titel „Archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya“, dem antiken Antiochia am Orontes, durchgeführt (in Kooperation mit der Mustafa Kemal Universität Antakya, gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung). Innerhalb dieses Projektes ist von den Antragstellern eine erste umfassende Karte der baulichen Reste des antiken Antiochia anfertigt wurden. Aus der Unternehmung der 1930er Jahre sind verschiedene Kartenwerke erstellt und publiziert worden, die sowohl eine Vermischung von Befundlage und literarischen Evidenzen darstellen als auch im Falle des publizierten Grabungsplanes die ausgegrabenen Siedlungs- und Stadtstrukturen nur schematisch und lückenhaft wiedergeben (Antioch-on-the-Orontes II 215 Plan 1). Im Antioch Archive der Princeton University sind eine Vielzahl von unpublizierten Grabungsplänen, Grabungsphotos, Tagebuchaufzeichnungen sowie Grabungsfunden vorhanden. Im Rahmen des durchgeführten Projektes wurden diese Dokumente auf ihre Relevanz hinsichtlich topographischer und siedlungsgeschichtlicher Fragestellungen untersucht. Die aufgrund dieser Vorarbeit erschlossenen Pläne und sonstigen topographisch relevanten Informationen wurden in den bestehenden topographischen Plan 1:5000 mit guter geometrischer Genauigkeit (1-3 m) integriert. Durch die vorgenommene Integration aller Grabungspläne mit topographisch wie siedlungsgeschichtlich relevanten Informationen in einem umfassenden topographischen Stadtplan Antiochias können die nicht mehr zugänglichen Bauten des antiken Antiochia für die archäologische Forschung erschlossen werden. Gegenüber allen bisher publizierten Plänen wird die Möglichkeit eröffnet, Analysen zum Straßenraster, zur Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung über das gesamte Stadtgebiet des antiken Antiochia durchführen zu können. Mit dem neuen topographischen Stadtplan steht zum ersten Mal eine verlässliche topographische Grundlage für archäologische Forschungsarbeiten im Stadtgebiet von Antiochia zur Verfügung, eine unverzichtbare Basis für die Formulierung und Durchführung zukünftiger Forschungsvorhaben.