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Untersuchung der "schmerzhaften Hitzegrill-Illusion" im Tiermodell

Antragsteller Professor Dr. Hans-Georg Schaible, seit 8/2010
Fachliche Zuordnung Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 121056918
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die sogenannte „schmerzhafte Hitzegrill-Illusion“ beschreibt eine bei den meisten Menschen auslösbare schmerzhafte Hitze- oder Kälteempfindung bei gleichzeitiger kutaner Stimulation mit nicht-noxischen Wärme- und Kältereizen. Der Begriff „Illusion“ wird verwendet, da es nicht zur Aktivierung von Nozizeptoren kommt. Das Phänomen wird in der Literatur als mögliches Modell für zentralen Schmerz (und damit für Mechanismen der zentralen Schmerzverarbeitung) sowie Schmerz nach Thalamusschädigung beschrieben. Bislang ist nicht bekannt, ob dieses Phänomen auch bei anderen Spezies als dem Menschen vorkommt. Dieses Wissen wäre von großem Interesse, da im positiven Falle ein präklinisches Modell für zentralnervöse Schmerzverarbeitungsprozesse und deren Beeinflussbarkeit entwickelt werden könnte. Daher war das Ziel des Projekts, mit Hilfe von verhaltensbiologischen Methoden zu überprüfen, ob eine entsprechende „Hitzegrill-Illusion“ auch an Ratten und Mäusen auslösbar ist und wie diese ggf. pharmakologisch beeinflusst werden kann. Zu diesem Zweck wurde ein für den Menschen entwickelter Apparat zur Untersuchung der „Hitzegrill-Illusion“ auf die Anatomie von Ratten und Mäusen zugeschnitten und entsprechend miniaturisiert, wobei darauf geachtet wurde, dass es zu einer dem Menschen ähnlichen Verteilung von Wärme- und Kältereizen kommt. Mit Hilfe dieses Gerätes konnte überraschenderweise gezeigt werden, dass Ratten und Mäuse keinerlei Aversivreaktionen bei gleichzeitiger Applikation nicht-noxischer warmer und kalter Reize zeigen. Da vorherige Arbeiten, die sich mit den Mechanismen, die dem Hitzegrill zu Grunde liegen, beschäftigen, vorrangig die Katze als Versuchstierspezies für neurophysiologische Ableitungen verwendeten, wurde in einem zweiten Schritt versucht, das „Hitzegrill“-Verhalten von Katzen zu untersuchen. Die bislang noch unpublizierten Ergebnisse zeigen auch bei dieser Spezies keinen Anhalt für die Wahrnehmung einer „schmerzhaften Hitzegrill-Illusion“. Zusammenfassend läßt sich somit feststellen, daß an Mäusen, Ratten und Katzen keine Anzeichen einer „schmerzhaften Hitzegrill-Illusion“ zu beobachten waren. Einerseits kann dies als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die zu Grunde liegenden zentralnervösen Mechanismen hierarchisch höhere Hirnstrukturen erfordern als bei Nagern und Katzen. Andererseits sollten die Mechanismen, die für die Hitzegrill-Wahrnehmung diskutiert werden und die von Arbeiten an der Katze stammen, mit entsprechender Vorsicht interpretiert werden, da die Katze verhaltensbiologisch keine der Hitzegrill-Empfindung beim Menschen ähnliche Aversivreaktion zeigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Sad mood increases pain sensitivity upon thermal grill illusion stimulation: implications for central pain processing. Pain 2011, 152: 123-130
    Boettger MK, Schwier C, Bär KJ
  • Increased cold and heat pain thresholds influence the thermal grill illusion in schizophrenia. European Journal of Pain, 2013, 17(2): 200-209
    Boettger MK, Grossmann, D, Bär KJ
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/j.1532-2149.2012.00188.x)
  • Thresholds and perception of cold pain, heat pain and the thermal grill illusion in patients with major depressive disorder. PsychosomaticMedicine, 2013, 75(3): 281-287
    Boettger MK, Grossmann D, Bär KJ
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1097/PSY.0b013e3182881a9c)
 
 

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