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Sprachgrenzen überschreitende Geographie der morphologischen Irregularität in Europa

Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2009 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 118045785
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Es ist bekannt, dass die Sprachen Europas sich hinsichtlich verschiedener grammatischer Eigenschaften nicht völlig gleichen. Vielmehr lässt sich feststellen, dass nicht oder nicht eng verwandte Sprachen, die in geographischer Nachbarschaft zueinander gesprochen werden, häufig Züge miteinander teilen, die ihre jeweils nächstverwandten Schwestersprachen nicht oder nicht in diesem Maße aufweisen. Sprachen im europäischen Westen haben beispielsweise definite Artikel, die in Osteuropa weitgehend unbekannt sind. Das Projekt Irregularitätsgeographie ging der Frage nach, ob sich vergleichbare Konstellationen ergeben, wenn man die Sprachen danach untersucht, wie regelmäßig oder unregelmäßig die Formen ihrer syntaktischen Wörter gebildet werden, d.h. ob wie hoch bei ihnen das Maß an morphologischer Irregularität ist. Irregularität bemisst sich dabei nach der lautlichen Abweichung einer belegten Wortform von einer virtuellen völlig regelmäßig gebildeten Wortform mit gleicher Funktion. Anhand von Daten aus mehr als 50 Sprachen Europas konnte festgestellt werden, dass in diesem Bereich die geographischen Nachbarschaftsbeziehungen einen eher nur schwachen Faktor bei der Herausbildung von Ähnlichkeiten bilden. Es kommen zwar Ähnlichkeitsbeziehungen in Bezug auf die Irregularität in beträchtlichem Umfang vor. Damit sich auf dieser Ebene Subareale oder regionale Ballungen von Eigenschaften ergeben, die eine sprachgeographische Gliederung des Kontinents erlauben, fehlt es jedoch an einer hinreichenden Zahl von Überlappungen der Gebiete, in denen gleichartige Phänomene auftreten. Die westliche Hälfte Europas zeigt eine leicht höhere Tendenz zur Irregularität als die östliche Hälfte. Damit ergibt sich ein weiteres der bereits von anderen festgestellten West-Ost-Gefälle - diesmal allerdings in weitaus geringerer Ausprägung. Zu den überraschenden Ergebnissen zählt zum einen die Beobachtung, dass Sprachkontakt dazu führen kann, dass Sprachen den Anteil von Irregularität in ihrem morphologischen System sowohl erhöhen als auch verringern können, ohne dass dabei die unmittelbar miteinander in Kontakt stehenden Sprachen automatisch gleiche Werte aufweisen müssen. Zum anderen hat sich gezeigt, dass im Vergleich zur Morphologie die Phonologie einer viel stärkeren Arealität unterliegt, d.h. dass sich nicht verwandte benachbarte Sprachen hinsichtlich von Eigenschaften ihres Lautsystems häufiger nachweislich ähneln als im Falle ihrer Morphologie.

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