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Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten (1895-1961)
Antragsteller
Professor Dr. Martin Sabrow
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 115393439
Die Politikerin, politische Publizistin und Exilantin Ruth Fischer (1895-1961) war zu ihren Lebzeiten als Kommunistin wie als Antikommunistin gleichermaßen umstritten. Im Gedächtnis der Nachwelt sind aber allgemein nur noch ihre linksradikalen Aufbitte als KPD-Führerin sowie ihr späterer Kampf gegen ihren Bruder Gerhart Eisler, den sie als gefährlichsten sowjetischen Spion in den USA bezeichnete, erhalten geblieben. Ruth Fischer war jedoch in ihrem bewegten politischen und persönlichen Leben nicht darauf zu reduzieren. Fast fünf Jahrzehnte nach ihrem Tod ist die Zeit für eine nüchterne, nicht mehr vom Schlachtenlärm der politischen Kontroversen bestimmte Biographie gekommen, die Ruth Fischer in ihren wechselvollen politischen und intellektuellen Netzwerken und Milieus zeigt.Eine solche Biographie existiert, trotz weniger wichtiger Vorarbeiten, bislang nicht. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass Ruth Fischer in ihrem Leben mit so vielen früheren Weggefährten gebrochen hat, dass die Auseinandersetzung mit ihr auf Verdammung ihrer Person bzw. auf Abgrenzung der eigenen Position von jener Fischers hinauslief. Ein anderer Grund könnte sein, dass Fischer, ungleich früheren Weggefährten wie Arthur Rosenberg oder Karl Korsch, keine historischen oder philosophisch-theoretischen Werke hinterlassen hat, auf die sich eine spätere Linke zu berufen suchte. Fischers 1948 publiziertes, sehr umfangreiches Hauptwerk Stalin und der deutsche Kommunismus (Fischer 1948/1950) stieß nicht nur bei Kommunisten auf scharfe Kritik, sondern wurde auch in der wissenschaftlichen Debatte sehr unterschiedlich aufgenommen, musste sich zudem einem Vergleich mit Ossip Flechtheims zeitgleich erschienenem Buch zum selben Thema stellen (Flechtheim 1948/1976). Über das rein Biographische hinaus soll die Arbeit zur Untersuchung politischer und intellektueller Milieus in verschiedenen Ländern auf zwei Kontinenten beitragen. Anhand der Biographie Ruth Fischers sollen Entwicklungen im deutschen und internationalen Kommunismus zwischen Utopismus, Erstarrung, zeitweiligem Aufbruch und beginnendem Niedergang aufgezeigt werden. Das Buchprojekt ordnet sich damit in die am ZZF laufenden Untersuchungen zur Kommunismusforschung ein und geht speziell anhand biographischer Aspekte Grundfragen der Wirksamkeit politisierter Intellektueller in linken Bewegungen des 20. Jahrhunderts nach.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Thomas Lindenberger