Die frühkaiserzeitlichen Metallfunde aus Augsburg-Oberhausen: Neubearbeitung, umfassende zeichnerische und fotographische Dokumentation, wissenschaftliche Auswertung und Publikation
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Fundstelle von Augsburg-Oberhausen enthält noch immer den umfangreichsten augusteischen Fundkomplex im rätischen Alpenvorland. Seit seiner Entdeckung spielte er für die früheste Okkupationsgeschichte eine zentrale Rolle; trotz einer über 100jährigen Geschichte der Erforschung fehlt aber noch immer eine überzeugende Gesamtinterpretation. Ein Katalog der Metallfunde wurde zwar bereits 1973 publiziert, dieser ist jedoch aufgrund verschiedener inhaltlicher Mängel nicht vernünftig auswertbar. Um den Gesamtkomplex von Augsburg-Oberhausen in seiner ganzen Dimension und Aussagekraft beurteilen zu können, wurde das vorliegende Projekt gestartet mit dem Ziel, eine modernen Ansprüchen der Forschung genügende Materialvorlage zu erstellen und diese für eine umfassende Synthese zu Augsburg-Oberhausen zu nutzen. Der im Rahmen des Projekts erstellte Katalog umfasst 6162 Einträge. Von den Objekten wurden insgesamt 1245 Zeichnungen erstellt (und gescannt) sowie 658 professionelle Aufnahmen gefertigt. Das Material verteilt sich auf 10 Kategorien und darin auf zahlreiche Unterkategorien. An Kategorien sind zu nennen: Hausrat (n=843), Toilett-/Medzinisches Gerät (n=56), Schmuck/Tracht (n=140), Handwerk (n=468), Landwirtschaft (n=64), Transport (n=37), Militärausrüstung (n=1288), Baugerät (n=1841), Produktionsabfall (n=1403) und Objekte unbekannter Funktion (n=22). Das Material bietet zahlreiche interessante Aspekte von denen hier nur zwei erwähnt seien. Unter den Fingerringen fand sich auch ein Exemplar aus Gold mit einer eingeritzten Besitzerinschrift auf der Ringplatte, die als Besitzer einen Centurio aus der Legio II (Augusta) nennt. Mit dieser Inschrift haben wir eines der ältesten römischen Schriftzeugnisse Bayerns vor uns. Spannend ist auch der Nachweis des Halbfabrikats eines Gürtelbeschlags. Dies belegt im Rahmen der Metallverarbeitung für Augsburg-Oberhausen auch eine aktive Produktion bei der Truppenversorgung. In Augsburg-Oberhausen waren mehrheitlich Auxiliareinheiten und wohl einige wenige Legionäre (Pioniereinheiten?) stationiert. Die Hauptaufgabe des Militärplatzes dürfte im logistischen Bereich gelegen haben, als zentrales Nachschublager für die Erschliessung des rätischen Alpenvorlands durch die römische Armee. Das Ende von Augsburg-Oberhausen (Flutkatastrophe) ist in spätaugusteischer Zeit zu suchen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Fibeln aus Augsburg - Oberhausen. Internationales Kolloquium der Universität Innsbruck und der Römisch-Germanischen Kommission zum Thema: Verwandte in der Fremde, vom 27.-29. April 2011 in Innsbruck
Lothar Bakker
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Augsburg-Oberhausen. Überlegungen zu einem augusteischen Militärplatz. Öffentliches Kolloquium: 2000 Jahre danach. Der Auerberg und der Beginn der römischen Besiedelung in Südbayem, Bernbeuren, 13. April 2013
Lothar Bakker
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Fibeln aus Augsburg-Oberhausen. In: G. Grabherr (Hrsg.) Verwandte in der Fremde? Fibeln und Bestandteile der Bekleidung als Miftel zur Rekonstruktion von interregionalem Austausch und zur Abgrenzung von Gruppen vom Ausgreifen Roms während des 1. Punischen Kriegs bis zum Ende des Weströmischen Reiches. IKARUS 7 (Innsbruck 2013) 128-152
Lothar Bakker
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Militärausrüstung in Augsburg-Oberhausen D. 18. Roman Military Equipment Conference (ROMEO), 10. - 1 4. Juni 2013, Kopenhagen
Lothar Bakker