Bedeutung initialer Panikattacken für die Ätiologie der Panikstörung
Final Report Abstract
Während Panikattacken laut epidemiologischen Befunden ein recht häufiges Phänomen darstellen, entwickelt nur ein Bruchteil der Personen, die je eine Panikattacke erlebt haben, auch eine Panikstörung. Ziel des Projektes war es, im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung im Raum Nord-Ost-Vorpommern (SHIP-Studie) Personen, die in ihrem Leben mindestens eine oder wiederholt Panikattacken erlebt haben sowohl psychopathologisch als auch genetisch zu charakterisieren. In einer Folgeerhebungswelle der SHIP-Studie wurden 2259 Personen mit Hilfe eines strukturierten Interviews zur Erfassung psychischer Störungen (DIA-X) psychopathologisch charakterisiert und bei Vorliegen einer Panikattacke zu kritischen Lebensereignissen sowie zu den Charakteristika der ersten Panikattacke, dem Kontext und Folgen der ersten Panikattacke befragt. Insgesamt 7.6 % der Gesamtstichprobe berichteten in ihrem Leben mindestens eine Panikattacke erlebt zu haben. Während es sich bei 4.1 % um isoliert auftretende Panikattacken handelte, entwickelte sich bei 3.5 % der Personen eine Panikstörung. Die Personen, bei denen sich aus der ersten Panikattacke eine Panikstörung entwickelte, zeigten deutlich schwerere Symptomatik während der ersten Panikattacke. Ein zentraler Unterschied bestand auch darin, dass Patienten, die später eine Panikstörung entwickeln deutlich häufiger den Rat von Ärzten einholten. Dennoch führte dies nicht zu einer Reduktion der Sorgen über die Symptome bzw. Konsequenzen der initialen Panikattacke. Im Gegenteil die Sorgen waren deutlich erhöht gegenüber Personen, die keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hatten. Dieser Befund zeigt eindeutig, dass ärztliche Primärversorger dieser Patienten deutlich besser im Umgang mit diesem Störungsbild geschult werden müssen und auch eine engere Kooperation mit den ärztlichen Kollegen und den psychotherapeutischen Einrichtungen etabliert werden muss. Vor dem Auftreten der ersten Panikattacke wurde eine deutlich erhöhte Anzahl kritischer Lebensereignisse beobachtet. Dies war bei Personen, die später eine Panikstörung entwickelten noch deutlich höher als bei den Personen, die nur eine isolierte Panikattacke erlebt hatten. Besonders deutlich war dieser Unterschied wenn man die Zeitdauer der belastenden Lebensereignissen in der Analyse berücksichtigt. Das Vorliegen langanhaltender kritischer Lebensereignisse scheint ein großer Risikofaktor für den Schweregrad der initialen Panikattacke und für die Entwicklung einer Panikstörung zu sein.
Publications
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