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Bedeutung initialer Panikattacken für die Ätiologie der Panikstörung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 107929257
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während Panikattacken laut epidemiologischen Befunden ein recht häufiges Phänomen darstellen, entwickelt nur ein Bruchteil der Personen, die je eine Panikattacke erlebt haben, auch eine Panikstörung. Ziel des Projektes war es, im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung im Raum Nord-Ost-Vorpommern (SHIP-Studie) Personen, die in ihrem Leben mindestens eine oder wiederholt Panikattacken erlebt haben sowohl psychopathologisch als auch genetisch zu charakterisieren. In einer Folgeerhebungswelle der SHIP-Studie wurden 2259 Personen mit Hilfe eines strukturierten Interviews zur Erfassung psychischer Störungen (DIA-X) psychopathologisch charakterisiert und bei Vorliegen einer Panikattacke zu kritischen Lebensereignissen sowie zu den Charakteristika der ersten Panikattacke, dem Kontext und Folgen der ersten Panikattacke befragt. Insgesamt 7.6 % der Gesamtstichprobe berichteten in ihrem Leben mindestens eine Panikattacke erlebt zu haben. Während es sich bei 4.1 % um isoliert auftretende Panikattacken handelte, entwickelte sich bei 3.5 % der Personen eine Panikstörung. Die Personen, bei denen sich aus der ersten Panikattacke eine Panikstörung entwickelte, zeigten deutlich schwerere Symptomatik während der ersten Panikattacke. Ein zentraler Unterschied bestand auch darin, dass Patienten, die später eine Panikstörung entwickeln deutlich häufiger den Rat von Ärzten einholten. Dennoch führte dies nicht zu einer Reduktion der Sorgen über die Symptome bzw. Konsequenzen der initialen Panikattacke. Im Gegenteil die Sorgen waren deutlich erhöht gegenüber Personen, die keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hatten. Dieser Befund zeigt eindeutig, dass ärztliche Primärversorger dieser Patienten deutlich besser im Umgang mit diesem Störungsbild geschult werden müssen und auch eine engere Kooperation mit den ärztlichen Kollegen und den psychotherapeutischen Einrichtungen etabliert werden muss. Vor dem Auftreten der ersten Panikattacke wurde eine deutlich erhöhte Anzahl kritischer Lebensereignisse beobachtet. Dies war bei Personen, die später eine Panikstörung entwickelten noch deutlich höher als bei den Personen, die nur eine isolierte Panikattacke erlebt hatten. Besonders deutlich war dieser Unterschied wenn man die Zeitdauer der belastenden Lebensereignissen in der Analyse berücksichtigt. Das Vorliegen langanhaltender kritischer Lebensereignisse scheint ein großer Risikofaktor für den Schweregrad der initialen Panikattacke und für die Entwicklung einer Panikstörung zu sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009). Angst- und Panikattacken als Risikomarker für Psychopathologie in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung: Replikation und Extension. 6. Workshopkongress für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Zürich
    Melzig CA, Fenske K, John U, Rumpf H-J, Hapke U, Meyer C, Hamm AO
  • (2009). Traumatisierende Lebensereignisse und deren Komplikationen bei Menschen mit vs. ohne Angst- und Panikattacken: Ergebnisse der TACOS-Studie. In Dudeck, M. et al. (Hrsg.) 68. Jahrestagung der Gesellschaft für Nervenheilkunde des Landes Mecklenburg-Vorpommern e.V. (p. 12)
    Fenske K, Hamm AO, Melzig CA
  • (2010). Perceived uncontrollability of the initial panic attack in the etiology of panic disorder – Preliminary results of the Study of Health in Pomerania [SHIP]. 40th Congress of the European Association of Behavioral and Cognitive Therapy, Milan
    Fenske K, Melzig CA, Stender JP, Hamm AO
  • (2011) Neuropeptide S receptor gene -- converging evidence for a role in panic disorder. Molecular Psychiatry 16(9), 938 – 948
    Domschke K., Reif A., Weber H., Richter J., Hohoff C., Ohrmann P., Pedersen A., Bauer J., Suslow T., Kugel H., Heindel W., Baumann C., Klauke B., Jacob C., Maier W., Fritze J., Bandelow B., Krakowitzky P., Rothermundt M., Erhardt A., Binder E.B., Holsboer F., Gerlach A.L., Kircher T., Lang T., Alpers G.W., Ströhle A., Fehm L., Gloster A.T., Wittchen H.U., Arolt V., Pauli P., Hamm A., Deckert J.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1038/mp.2010.81)
  • (2011). Characteristics of panic attacks are modulated by an adenosine A2Areceptor gene polymorphism. 4. DGPA Spring School “Genes, Brain, and Behavior: From Personality to Psychopathology”, St. Goar, Deutschland, 24.-26. März 2011
    Stender, J. P., Pané-Farré, C., Fenske, K., Grabe, H. J., Hamm, A. O.
  • (2011). Entstehungsbedingungen initialer Panikattacken. 7. Workshopkongress Klinische Psychologie und Psychotherapie, Berlin 02.-04. Juni 2011
    Stender, J. P., Pané-Farré, C., Fenske, K., Hamm, A. O.
  • (2011). Uncertainty and health seeking behavior during and after the initial panic attack within the scope of etiological concepts of panic disorder – Results oft he SHIP-Study in Pomerania. 41st Annual Congress of the European Association of Behavioural and Cognitive Therapy, Reykjavik
    Fenske K, Melzig CA, Stender JP, Hamm AO
  • (2012). Meta-analysis argues for a female-specific role of MAOA-uVNTR in panic disorder in four European Populations. American Journal of Medical Genetics Part B 159B, 786-793
    Reif, A., Weber, H., Domschke, K., Klauke, B., Baumann, C., Jacob, C., Ströhle, A., Gerlach A-L., Alpers, G. W., Pauli, P., Hamm, A., Kircher, T., Arolt, V., Wittchen, H.-U., Binder, E. B., Erhardt, A., & Deckert, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/ajmg.b.32085)
 
 

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