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Prekäre Kindheit - Bedürfnisse von Kindern in Armut. Eine qualitative Studie mit Kindern aus Hamburg zwischen 6 - 12 Jahren.

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 106333056
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Vordergrund des Projektes stand die Rekonstruktion von Alltagserfahrungen, Teilhabe- und Handlungsspielräumen sowie entsprechender sozialer Praktiken von Kindern, die unter prekären Lebenslagen aufwachsen. Durch die Triangulation der Methoden der Teilnehmenden Beobachtung, Fotodokumentation, Einzelinterviews und Gruppendiskussionen konnte eine vertiefte Analyse zu der Perspektive von Kindern erzielt und ihre Sichtweisen und Erfahrungen auf die eigene Lebenssituation transparent gemacht werden. In der anschließenden Auswertung mittels der Grounded Theory und der Dokumentarischen Methode waren sowohl eine dichte Beschreibung des sozialräumlichen Kontextes und sozialen Alltags der Kinder möglich als auch konzeptionelle Zusammenhänge in Form von Schlüsselthemen der Kinder zu gewinnen. In Ergänzung konnten für einzelne Kinder dichte Fallbeschreibungen und damit Beschreibungen von „Prekärer Kindheit“, wie sie sich auf Grundlage aller drei Datenmengen ergaben, dargestellt werden. Die zentralen Erkenntnisse, die sich mit der Analyse des Datenmaterials herausstellen lassen, beziehen sich in erster Linie darauf, dass sich „Prekäre Kindheiten“ vor allem durch eine Heterogenität auszeichnen. Gerade an bisherige Befunde der Kindheits- und Armutsforschung knüpfen diese Ergebnisse an, insbesondere da sie die Erfahrungen und das alltägliche Leben von Kindern in den Fokus stellen und aus ihrer Perspektive erforschen. So kann im Rahmen dieser Studie aufgezeigt werden, dass Kinder in prekären Lebenslagen intensive Kontakte und Freundschaften zu Gleichaltrigen pflegen, diese für sich gleichzeitig bedeutsam machen und ihnen dadurch gerade in derartig beschränkenden Armutskontexten eine große Relevanz zukommt. Zugleich steht in dieser Studie die Institution des Kinderhauses im Zentrum der Forschung, ganz im Gegensatz zu anderen, in denen die Familie und der Wohnort für das kindliche Leben in den Mittelpunkt gesetzt werden. Diese Einrichtung übernimmt nicht nur eine existenzielle Rolle im Leben und Erfahren der Kinder, sondern in dieser setzen Kinder gleichfalls ihre eigenen Relevanzen, die es mit der Studie aufzuzeigen galt. Damit wird insbesondere bedeutsam, dass sich Kinder, wenn sie sich als Handelnde konzeptualisieren, auch ihre Themen wie beispielsweise der Freundschaft und Beziehung zu Gleichaltrigen, der Familie und der Regeln gleichermaßen stark machen. Das ermöglicht in einem ersten Schritt vor allem eine Sensibilisierung für die kindlichen und damit auch sehr verschiedenen Bedürfnisse in prekären Lebenssituationen. In einem zweiten Schritt bietet sich darüber die Möglichkeit, entsprechende Konzepte für professionelle, soziale und pädagogische Angebote zu erarbeiten, die armen Kindern in Großstädten eine Unterstützung bieten. Radiobeitrag vom SWR2 Wissen "Stille Botschaften aus dem Prekariat. Die Welt der armen Kinder" von Hans-Volkmar Findeisen (23.04.2011; 08:30 Uhr). http://www.uni- frankfurt.de/fb/fb04/download/swr2wissen_20110423_stille_botschaften_aus_dem_prekariat_12844s.mp3 (30.01.2013)

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010): Bildung, ein Privileg der reichen Kinder?! Wie Armut Kindern bereits frühe Bildungschancen in Deutschland verwehrt. In: Wir Frauen, 29. Jahrgang, Herbst 3/2010
    Bütow, Elena/ Korenke, Sarah
  • (2010): Bildungsmotivation in bildungsfernen Gruppen. In: Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun (Hrsg.): Bildungsverlierer. Neue Ungleichheiten. Wiesbaden: VS Verlag. S. 499-516
    Andresen, Sabine
  • (2010): Was bedeutet heute "Glück" für Kinder? Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 38/2010, S.3-8
    Andresen, Sabine/Hurrelmann, Klaus
  • (2011): Children Growing Up in Poverty and Their Ideas on What Constitutes a Good Life: Childhood Studies in Germany. In: Child Indicators Research. The Official Journal of the International Society for Child Indicators. 1/2011, pp. 1/19
    Andresen, Sabine/Fegter, Susann
  • (2012): Was und wie Kinder erzählen. Potenzial und Grenzen qualitativer Interviews. In: Frühe Bildung. Volume 1, Nummer 3, S. 137-142
    Andresen, Sabine
  • (2013): Erfahrungen und Erleben von Armut aus Sicht von Kindern: „Ich würde meiner Familie was schenken und dafür sorgen, dass sie nich so viel in Schwierigkeiten sind“. Unsere Jugend – Zeitschrift für Studium und Praxis der Sozialpädagogik. 3/13
    Meiland, Stephanie/Andresen, Sabine/Milanovic, Danijela/Blume, Judith
  • (2013): „Denkst du die Kinder sind hier arm?“. Sichtweisen und Erfahrungen von Kindern in prekären Lebenslagen. Friedrichverlag Jahresheft Armut

 
 

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